Kunststoffarten – Verwendung und Probleme

Plastik ist nicht gleich Plastik. Es gibt viele verschiedene Plastikarten. In diesem Beitrag erkläre ich dir, was dir der sogenannte Recyclingcode verrät und stelle dir die im Alltag am häufigsten vorkommenden Plastikarten vor.

Was ist der Recyclingcode?

Der Recyclingcode besteht aus drei Pfeilen, welche den Verwertungskreislauf wiederspiegeln sollen. In der Mitte dieser Pfeile findest du eine Nummer, welche Aufschluss über das Material gibt, sie ist das wichtigste Merkmal des Recyclingcodes. Zusätzlich findest du darunter oft auch noch ein Kürzel, das die Werkstoffgruppe angibt.

In Österreich und auch Deutschland ist die Angabe des Recyclingcodes nicht verpflichtend.

Recyclingcodes von Kunststoffen

Bei den Nummern 01 bis 07 handelt es sich um Kunststoffe. Der Recyclingcode auf Kunststoffverpackungen bzw. -gegenständen verrät dir, welche Kunststoffart du in deinen Händen hältst. Da die Kennzeichnung des Recyclingcodes nicht verpflichtend ist, wird dieser leider oft nicht angegeben.

01 – PET – Polyethylenterephthalat

PET ist aufgrund der Verwendung in PET-Flaschen wohl der bekannteste Kunststoff. Aufgrund seiner Verwendung zur Abfüllung von Getränken machen derartige Flaschen einen Großteil der Haushaltsabfälle aus.

Recyceltes PET wird häufig zu Textilfasern weiter verarbeitet. Diese stehen im Verdacht, durch Abrieb beim Waschen zur Mikroplastik-Problematik beizutragen.

Verwendung:
  • Getränkeflaschen
  • Lebensmittelverpackungen
  • Folien
  • Textilfasern
Probleme:
  • PET enthält Acetaldehyd, das in geringen Mengen in den Inhalt der Getränkeflaschen und Lebensmittelverpackung abgegeben wird und als krebserregend gilt.
  • Oft wird zur PET-Herstellung auch Antimontrioxid verwendet, welches sich ebenfalls im Inhalt lösen kann und im Verdacht steht, Krebs zu erzeugen.
  • PET besitzt eine hormonaktive Eigenschaft und kann dadurch den Hormonhaushalt beeinflussen.
  • Hohe Temperaturen, sowie direkte Sonneneinstrahlung erhöhen den Anteil an Giftstoffen, welcher in den Inhalt abgegeben wird, deshalb sollte eine Erhitzung unbedingt vermieden werden!

02 – PE-HD oder HDPE – Polyethylen High-Density

Polyethylen ist der weltweit am häufigsten verwendete Kunststoff. Es gibt davon mehrere verschiedene Typen, die sich in ihrer Beschaffenheit unterscheiden.

Verwendung:
  • Plastikflaschen (v.a. für Reinigungsmittel)
  • Abfalleimer
  • Plastikrohre
  • Küchengeschirr
Probleme:
  • Trägt durch seinen hohen Verbrauch einen großen Anteil zur Umweltverschmutzung durch Plastik bei.
  • Polyethylen kann östrogenartig wirkende Substanzen enthalten.

03 – PVC – Polyvinylchlorid

PVC-Kunststoffe werden in Hart- und Weich-PVC unterteilt.

Verwendung:
Hart-PVC:
  • Fensterrahmen
  • Abflussrohre
  • Dachrinnen
Weich-PVC:
  • Bodenbeläge
  • Kinderspielzeug (z.B. Puppen)
  • Schläuche
  • Schwimmreifen
  • Kunstleder
Probleme:
  • Die im Weich-PVC enthaltenen Weichmacher (Phthalate) sind extrem gesundheitsgefährdend. Sie können Leber und Nieren schädigen, sowie Unfruchtbarkeit und Krebs verursachen.
  • Die Weichmacher können über Speichel, Hautkontakt oder die Atemwege in den Körper gelangen und dadurch insbesondere (Klein-)Kindern schaden.
  • Bei der Verbrennung von PVC können giftige Gase entstehen.

04 – PE-LD oder LDPE – Polyethylen Low Density

Polyethylen ist der weltweit am häufigsten verwendete Kunststoff. Es gibt davon mehrere verschiedene Typen, die sich in ihrer Beschaffenheit unterscheiden.

Grundsätzlich ist Polyethylen besser als PVC, da es meist keine Weichmacher enthält, sich besser recyceln lässt und zur Herstellung weniger Ressourcen benötigt werden. Bisher sind keine Studien bekannt, die eine Schädlichkeit für den Menschen bestätigen.

Verwendung:
  • Folien (z.B. Frischhaltefolie)
  • Plastiktaschen
  • Seifenspenderflaschen
  • Plastiktuben
Probleme:
  • Polyethylen, das nicht wiederverwendet oder verbrannt wird, gelangt oft in die Umwelt und wird dort durch die Sonneneinstrahlung in kleinste Teile (Mikroplastik) zersetzt.
  • In Gewässern und auch in der Luft werden immer mehr polyethylenhaltige Mikrokunststoffpartikel entdeckt.

05 – PP – Polypropylen

Polypropylen ist der am zweithäufigsten verwendete Standardkunststoff und wäre eigentlich gut recycelbar, dennoch lag der recycelte Anteil im Jahr 2017 bei weniger als 1 %.

Es enthält normalerweise keine schädlichen Weichmacher und wird daher als weniger gesundheitsschädlich, als andere Kunststoffe, eingestuft.

Verwendung:
  • Maschinen- und Fahrzeugbau (z.B. Stoßstangen, Innenraumverkleidungen)
  • Fahrradhelme
  • Lebensmittelverpackungen (z.B. Joghurtbecher)
  • wiederverwendbare Behälter (z.B. Thermoboxen)
  • DVD-Hüllen
Probleme:
  • Das Herstellungsverfahren von Polypropylen ist sehr energieintensiv.
  • Polypropylen, das nicht recycelt wird, gelangt oft in die Umwelt und wird dort durch die UV-Strahlung zu Mikroplastik.

06 – PS – Polystrol

Polystrol ist ein weit verbreiteter kostengünstiger Kunststoff, der in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens Verwendung findet.

Verwendung:
  • Lebensmittelverpackungen (z.B. Joghurtbecher, Schaumstoffschale)
  • Videokassetten
  • CD-Hüllen
  • Modellbau
  • Styropor (EPS – expandiertes Polystrol)
Probleme:
  • Für die Herstellung von Polystrol wird der krebserregende Stoff Benzol eingesetzt.
  • Aus Polystrol kann sich der Stoff Styrol herauslösen, diese Substanz steht im Verdacht Krebs auszulösen. Lebensmittelverpackungen aus Polystrol sollten nicht mit heißen oder öligen Speisen befüllt werden, da sich dadurch die Gefahr erhöht.
  • Das Recycling von EPS (z.B. Styropor) verursacht aufgrund seiner geringen Schüttdichte enorm hohe Transportkosten.

07 – O – Other (andere Kunststoffe, wie Polycarbonat)

In diese Gruppe fallen alle anderen recycelbaren Kunststoffe, welche nicht den Recyclingcodes 01 bis 06 zugehören. Auch biologisch abbaubare Kunststoffe fallen in diese Kategorie, zu welchen erwähnt werden sollte, dass auch diese keine Alternative zu Kunststoffen darstellen. Dazu aber mehr in einem anderen Beitrag.

PC – Polycarbonat

Verwendung:
  • Mikrowellengeschirr
  • CD’s, DVD’s und Blu-ray’s
  • Trinkflaschen
  • Thermopapier (Parkscheine, Fahrkarten, …)
Probleme:
  • Zur Herstellung von Polycarbonat wird häufig Bisphenol A (BPA) eingesetzt, welches beim Erhitzen freigesetzt wird. Durch seine östrogenähnliche Wirkung kann es den Hormonhaushalt verändern und dadurch erhebliche gesundheitliche Schäden hervorrufen (z.B. Fruchtbarkeitsprobleme, Entwicklung des Fötus). Seit 2011 ist die Verwendung von BPA in Babyflaschen in Europa verboten.
  • BPA in der Umwelt kann auch die Fortpflanzungsfähigkeit von Wasserlebewesen beeinträchtigen und dadurch das natürliche Gleichgewicht unserer Ökosysteme negativ beeinflussen.

PA – Polyamid

Verwendung:
  • Bekleidung (v.a. Regen- und Sportbekleidung)
  • Fallschirme, Ballons, Segel
  • Angelschnur
  • Saiten für Streich- und Zupfinstrumente
  • Kochutensilien (Schneebesen, Kochlöffel, …)
Probleme:
  • Da Polyamid häufig für die Herstellung von Bekleidung verwendet wird, gelangen durch den beim Waschgang entstehenden Abrieb kleinste Faserteilchen ins Abwasser. Diese sind so klein, dass sie auch in Kläranlagen nicht mehr herausgefiltert werden können.
  • Bei der Erhitzung von z.B. einem Kochlöffel aus Polyamid können sich gesundheitsschädliche Stoffe lösen und in die Nahrung übergehen.

ABS – Acrylnitril-Butadien-Styrol

ABS hat im Vergleich zu anderen Kunststoffarten eine höhere Abriebfestigkeit, wodurch weniger Mikroplastik in die Umwelt gelangt. Auch soll ABS, sofern es keine Weichmacher enthält, für die Gesundheit unbedenklich sein.

Verwendung:
  • Spielzeug
  • 3D-Druckerzeugnisse
  • Maschinen- und Fahrzeugbau (z.B. Spoiler, Radkappen)
  • Gehäuse von Elektrogeräten
Probleme:
  • Bei der Verarbeitung von ABS, z.B. beim 3D-Druck, werden gesundheitsschädliche Feinstaubteilchen in die Luft abgegeben.

PMMA – Polymethylmethacrylat

Verwendung:
  • Maschinen- und Fahrzeugbau (z.B. Scheinwerferglas)
  • Plexiglas
  • Uhrglas
  • Zahnprothesen
Probleme:
  • PMMA wird in Form von Mikroplastik Kosmetikartikeln (z.B. Peelings) beigesetzt, wodurch es weiter ins Abwasser gelangt und daraus aufgrund der geringen Größe zum Teil nicht mehr herausgefiltert werden kann.

Kunststoffe ohne Recyclingcode

Neben den recycelbaren Kunststoffen gibt es auch noch nicht recycelbare Kunststoffe.

PUR oder PU – Polyurethan

Es gibt einige Projekte, um altes Polyurethan doch noch weiter zu verwenden. Zum Beispiel die Herstellung von Dämmmaterial aus alten Matratzen.

Verwendung:
  • Haushaltsschwämme
  • Elastan (Textilfaser)
  • Matratzen
  • Dämmstoffe
  • Autositze
Probleme:
  • Oft werden Polyurethan Weichmacher oder Flammschutzmittel zugesetzt, welche über die Haut oder Atemwege aufgenommen werden können.

Fazit

Die verschiedenen Kunststoffarten enthalten unterschiedliche Substanzen, wie z.B. Weichmacher, die unserer Gesundheit schaden können. Viele der bei der Herstellung verwendeten Inhaltsstoffe wurden auch noch nicht ausreichend erforscht. Deine Gesundheit, sowie unsere Umwelt werden dir eine Reduktion deines Plastikkonsums auf jeden Fall danken.

Ich hoffe, ich konnte mit diesem Beitrag etwas Klarheit schaffen, was die verschiedenen Kunststoffarten in unserem alltäglichen Leben betrifft. Bevor ich diesen Artikel verfasst habe, waren mir viele der genannten Fakten nicht bewusst. Seither gehe ich noch achtsamer mit Plastik um und versuche immer öfter, herauszufinden, welches Plastik sich in Produkten und Verpackungen verbirgt. Doch das ist leider oft nicht so einfach. Aber niemand von uns muss sofort in allen Lebenslagen auf Plastik verzichten, sondern viel sinnvoller ist es, wenn jeder seinen Plastikkonsum bewusst gestaltet.

Teile doch gerne deine Gedanken dazu in den Kommentaren!


Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Recycling-Code
https://de.wikipedia.org/wiki/Polyethylenterephthalat
https://de.wikipedia.org/wiki/PET-Flasche
https://de.wikipedia.org/wiki/Polyethylen
https://de.wikipedia.org/wiki/Polyvinylchlorid
https://bpa-frei-leben.de/blog/symbole-plastikverpackungen-recyclingcodes/
https://utopia.de/ratgeber/polyethylen-pe-was-du-ueber-den-kunststoff-wissen-musst/
https://de.wikipedia.org/wiki/Polypropylen
https://utopia.de/ratgeber/polypropylen-pp-was-du-ueber-den-kunststoff-wissen-solltest/
https://de.wikipedia.org/wiki/Polystyrol
https://utopia.de/ratgeber/polystyrol-wissenswerte-informationen-ueber-den-kunststoff/
https://de.wikipedia.org/wiki/Polycarbonate
https://de.wikipedia.org/wiki/Bisphenol_A
https://utopia.de/ratgeber/bisphenol-a-bpa-chemikalie-hormonelle-wirkung/
https://de.wikipedia.org/wiki/Verbundstoff
https://de.wikipedia.org/wiki/Polyamide
https://de.wikipedia.org/wiki/Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer
https://www.luftreinigerdepot.de/fachbegriffe/abs-kunststoff
https://de.wikipedia.org/wiki/Polymethylmethacrylat
https://www.global2000.at/mikroplastik

2 Kommentare zu „Kunststoffarten – Verwendung und Probleme“

  1. Ich habe eine Idee ein eigenes Start-up mit kreativem Kindergeschirr zu gründen. Ich werde alle Artikeln individuell bemalen, Kunststoff passt für Kindern am besten wegen denen Haltbarkeit. Danke für die Erklärung von Unterschieden zwischen Kunststofftypen, ich werde HDPE für meine Produktion nehmen.

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